Um dir meine Ansicht verständlicher darzulegen, möchte ich etwas ausholen. Es ist gerade Winter als ich dir diese Zeilen schreibe, deshalb sind die Dunkelheit und der Schnee ein Thema ;-)
Schneespaziergang oder Tanzbein schwingen - welcher Typ bist du?
Dieses Geräusch unter meinen Füssen, wenn ich durch den frisch gefallenen Schnee gehe. Das leise Wehen, wenn der Wind ihn von den Bäumen treibt und das Hecheln meiner Hunde, die vor mir durch den Wald laufen.
Ich liebe Spaziergänge durch den winterlichen Wald.
Durch diese Stille, die gar nicht wirklich still ist.
Das war nicht immer so. Es gab eine Zeit in meinem Leben, da war der Winter anstrengend für mich. Schon als junge Frau hatte ich zum Jahresende ein grosses Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug. Ich wollte mich unter Decken vergraben, lesen und Zeit mit mir selbst verbringen. Doch irgendwie schien es nur mir so zu gehen. Denn ich beobachtete bei meinen Freundinnen, dass sie weiter zum Tanzen ausgingen und genau wie im Sommer Wochenende für Wochenende unterwegs waren.
Lange Zeit dachte ich, dass etwas mit mir vielleicht nicht stimmt.
Heute weiss ich, dass es der natürliche Rhythmus der Natur ist. Dass der Winter für Ruhe, Rückzug und Stille da ist und wir Menschen, genau wie die Natur, uns eine Pause gönnen dürfen.
Das ist leichter gesagt als getan. Denn in unserer Welt gibt es jede Menge Anforderungen und die werden im Dezember nicht plötzlich weniger. Ganz im Gegenteil: Jetzt gilt es Geschenke zu besorgen, Jahresabschlüsse zu berechnen und die letzten To-Dos abzuhaken, die du nicht mit ins nächste Jahr nehmen magst. Doch hast du auch Auszeiten auf deiner Liste? Wann trinkst du Tee und liest ein gutes Buch? Wie oft gehst du in den Wald und lauschst dem knirschenden Schnee unter deinen Füssen?
Seit ich dem natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten folge, fühle ich mich viel mehr bei mir selbst angekommen.
Denn auch wir Menschen sind zyklische Wesen, als Frauen sowieso. Was sich in unserem Menstruationszyklus und in dem Zyklus des Mondes jeden Monat im Kleinen wiederholt, geschieht auch im grossen Ganzen.
Der Winter lädt uns ein innezuhalten.
Uns auszuruhen und still zu werden.
Mit den Jahren habe ich gelernt, meinem inneren Rhythmus mehr und mehr zu vertrauen. Eine grosse Hilfe waren dabei für mich die Jahreskreisfeste. Acht Mal im Jahr laden sie mich ein innezuhalten und einen Blick auf mein Leben zu werfen. Sie sind wie eine kleine Standortbestimmung, ein Anker, ein Kompass. Ich darf mich fragen:
- Wo stehe ich im Moment?
- Wo geht meine Reise hin?
- Was lasse ich zurück, ehe ich weiter meinen Weg gehe?
An jedem Jahreskreisfest herrscht eine andere Energie vor. Jedes Fest ist eingebettet in den Rhythmus, der die Menschen schon seit Urzeiten begleitet. Denn noch bevor sich Menschen mit Kalendern, Reminder in ihren Handys und WhatsApp-Nachrichten an wichtige Ereignissen erinnert haben, gab es einen Rhythmus, dem sie gefolgt sind: dem Rhythmus der Natur.
Ich wünsche dir, dass du dir im Dezember die Zeit nehmen kannst, die Energie dieser Jahreszeit zu fühlen. Gönne dir selbst die Pause und gehe hinaus aufs Feld. Sieh dir die Bäume an, die völlig leergefegt am Wegrand stehen und ihre ganze Kraft in die Wurzeln zurückgezogen haben. Stell dich an das Ufer eines zugefrorenen Sees und höre das Schilf im Wind rauschen. Bemerke, wie früh die Sonne zu dieser Jahreszeit untergeht und geh „einfach“ auch mal 2 Stunden früher ins Bett.
Die Energie kommt wieder, versprochen!
Früher habe ich manchmal im Winter gedacht, das könnte ewig so weitergehen. Dass ich langsam gehe und weniger tue und die grossen Projekte einfach ruhen. Und doch mache ich jedes Jahr aufs Neue die Erfahrung, dass die Energie wiederkommt. Dass auch ich, genau wie das Schneeglöckchen oder der Krokus irgendwann wieder raus in die Welt will. Dass ich wieder Energie habe, für neue Projekte, Kurse und Workshops.
Wenn ich mir im Winter auch wirklich die Zeit nehme, meine Wurzeln zu stärken und mir Ruhe zu gönnen, bin ich im Frühjahr für all die Aufgaben bereit, die ich anpacken möchte.
Das wünsche ich auch dir von ganzem Herzen.
Linda
Das könnte dich auch interessieren
Dir hat dieser Artikel gefallen? Ja?
Dann teile ihn doch mit deinen FreundInnen auf Facebook oder per Mail.
Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Kommentar schreiben