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Brustimplantat aus Silikon: Meine persönliche Erfahrung

Ich war total überrumpelt.

 

Mir blieb nicht viel Zeit, um mich zu entscheiden und ich stand von der Diagnose Brustkrebs noch so unter Schock, dass es mir unmöglich war, in Ruhe nachzudenken.

 

Also habe ich mich dafür entschieden.

 

Für ein Brustimplantat aus Silikon.

 

In diesem Artikel möchte ich dir erzählen, welche Erfahrungen ich mit meinem Implantat gemacht habe und warum ich seit März 2023 wieder ohne Silikon in der Brust unterwegs bin. Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir auch etwas, was als medizinischer Standard gilt, hinterfragen dürfen. Und dass es letztendlich darum geht, dass du dich in deinem Körper wohl fühlst und seine Signale achtest.

Der Brustkrebs hat meine Welt auf den Kopf gestellt

Vor 7 Jahren erhielt ich die Diagnose Brustkrebs. Dann ging alles ganz schnell: Mammografie, Biopsie, die Brust-OP, Chemo und Antihormontherapie. Eine Untersuchung jagte die nächste und es blieb keine Zeit, um durchzuatmen. Und dort wo ich Zeit hatte, zum Beispiel in den Warteräumen der Arztpraxen, war kein guter Ort um nachzudenken. Alle Gedanken wirbelten wie wild durcheinander. Die Zeit nach einer solchen Diagnose ist eine absolute Ausnahmesituation. 

 

Zunächst erklärte mir ein Arzt, dass möglichst brusterhaltend operiert werden konnte. Doch schon nach der nächsten Untersuchung, nur wenige Tage später, war klar: Meine rechte Brust musste abgenommen werden, um den Tumor restlos zu entfernen.

 

Es wurden mir Bilder davon gezeigt, wie die Brust wieder aufgebaut werden konnte. Mit Hilfe eines Silikonimplantats und plastischer Chirurgie gibt es heutzutage viele Möglichkeiten, eine Brust nachzubauen, die der echten sehr ähnelt. Auf dem Foto sah das alles gut aus und wie gesagt, ich hatte wenig Zeit in mich zu gehen und über die Konsequenzen nachzudenken. Es gab scheinbar nichts, was dagegen sprach. Ein Silikonimplantat ist der medizinische Standard und ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen ohne Brust zu leben.

 

Also entschied ich mich dafür, wieder eine Brust zu haben.

Der Weg zu meinem Implantat

Ein halbes Jahr später waren alle Krebstherapien soweit abgeschlossen. Irgendwie hatte ich diese emotionale und körperliche Achterbahn überstanden, doch ich fühlte mich müde und erschlagen. Der letzte Schritt war nun der Wiederaufbau der Brust mit dem Implantat.

 

Auch das ist keine Sache von kurzer Dauer. Das Gewebe muss zuerst aufgedehnt werden, damit das Implantat Platz hat und das braucht seine Zeit. Ich hatte mich dagegen entschieden auch die Brustwarze rekonstruieren zu lassen, weil mir klar war, dass sie sowieso niemals wie eine echte Warze aussehen würde. Doch mit dem Implantat hatte ich eine Wölbung unter BH und T-Shirt und man sah mir nicht an, dass etwas fehlte. 

 

Nach den Monaten der Krebstherapie habe ich mein Leben neu geordnet. Ich habe viele Dinge losgelassen, die ich nicht mehr in meinem Leben haben wollte oder für die mir schlicht die Energie fehlte. Ich habe angefangen mehr auf mein Herz zu hören und das war übrigens auch der Start des Duftkreises und meiner intensiven Arbeit mit den Heilkräutern. Ich habe gelernt, mir meine Kraft besser einzuteilen, doch ich hatte nicht mehr dieselbe Energie wie vor meiner Erkrankung.

 

Und meine Brust? Die war zwar da, doch sie gehörte nicht zu mir. Ich habe sie stets als Fremdkörper wahrgenommen. Wenn ich mich dort beim Duschen oder Eincremen berührte, fühlte es sich kalt und gefühlslos an. Ich wurde nicht so richtig warm, mit dem Silikon in meiner Brust.

Erschöpft und energielos nach Brustkrebs

In den folgenden Jahren richtete ich mir mehr und mehr ein Leben ein, das zu mir passte. Ich achtete darauf mich nicht zu verausgaben und Energie zu schöpfen aus dem, was ich tat. Und dennoch blieben immer Restsymptome übrig. So entwickelte ich ein Asthma und der Lungenarzt, bei dem ich mich vorstellte, empfahl mit einen Inhalator und entsprechende Medikamente. Ich hatte oft das Gefühl, dass mir die Luft zum Durchatmen fehlte. In dem ich inhalierte und die entsprechenden Medikamente einsetzte, wurde es etwas besser.

 

Ausserdem hatte ich immer wieder Schmerzen in meiner rechten Schulter, die in den Nacken, den Hals und zum Kiefer ausstrahlten. Meinen rechten Arm konnte ich nicht mehr in vollem Bewegungsumfang heben, weil es mir Schmerzen bereitete. Irgendetwas stimmte nicht, mit meiner rechten Körperseiten. Ich fühlte einen Druck und das war mir unangenehm.

 

Ende 2022 bin ich durch Zufall (oder nennen wir es eine glückliche Fügung) auf eine Sendung im Schweizer Fernsehen gestossen. Es war eine Reportage, in der Frauen, die ein Brustimplantat erhalten hatten, von sich erzählten. In persönlichen Interviews berichteten die Frauen von verschiedenen Symptomen, die sich bei ihnen eingestellt hatten, seitdem sie das Implantat trugen. Ich lauschte und meine Ohren wurden grösser und grösser. Denn das Spannende war, dass diese Frauen nicht aus einer Krebserkrankung heraus kamen, sondern sich aus anderen Gründen für ein Silikonimplantat in der Brust entschieden hatte. Sie waren also vor der OP gesund und ohne körperliche Beschwerden gewesen.

Krank durch Brustimplantat?

Diese Sendung war der Startpunkt für viele Abende, an denen ich mich auf die Suche nach weiteren Informationen machte. Ich recherchierte im Internet, las verschiedene Berichte, durchstöberte Foren und entdeckte den deutschen Verein Krank durch Brustimplantate e. V..

 

Das Ergebnis war so klar wie ernüchternd: Es gab unzählige Frauen, die nach dem Einsatz eines Silikonimplantates nicht mehr Dieselben waren wie zuvor. Sie plagten verschiedenste Symptome wie chronische Müdigkeit, Gelenk- und Muskelschwächen, Taubheitsgefühle, Hautausschläge und Migräne. Ich wurde hellhörig. Konnte es sein, dass meine gesundheitlichen Probleme etwas mit dem Silikon in meiner Brust zu tun hatten?

 

Ich fühlte in mich hinein und erkannte, dass ich inzwischen wirklich gut darin war, mit meine Kraft gut einzuteilen. Ich sorgte gut für mich und dennoch waren die Atembeschwerden und die Schmerzen auf der rechten Seite allgegenwärtig. Das Implantat war nach all den Jahren noch immer ein Fremdkörper für mich. Es zwickte und zwackte und es kam der Tag, an dem mein Entschluss feststand und ich es mir wieder entfernen lassen wollte.

 

Ich berichtete meiner Ärztin von den Symptomen und meinem Wunsch das Silikon zu entfernen und sie riet mir davon ab. Ich sprach mit meinem plastischen Chirurgen und erzählte ihm von meinen Recherchen und er schüttelte nur den Kopf. Für ihn war es unmöglich, dass all diese Probleme etwas mit dem Implantat zu tun haben könnten. Doch ich blieb bei meinem Gefühl und entschied mich Anfang 2023 für eine erneute OP, um das Implantat zu entfernen. Inzwischen war der Wunsch so gross, dass ich mich auch von anderen Möglichkeiten, die dann auf den Tisch kamen nicht überzeugen lassen wollte. Neben dem Silikon gibt es auch die Möglichkeit Bauchfett zu entfernen und die Brust mit eigenem Gewebe wieder aufzubauen. Doch auch das ist ein schmerzhafter Weg, denn es entsteht eine zusätzliche Narbe am Bauch und mir war es das schlicht nicht wert.

Das Silikonimplantat wieder entfernen

Im März 2023 habe ich mir schliesslich nach 7 Jahren das Silikonimplantat in meiner rechten Brust entfernen lassen. Ich bin ohne Erwartungen in diese OP hineingegangen. Wenn sich danach etwas verändern sollte, prima. Falls nicht, hatte ich wenigstens alles versucht und den Fremdkörper in mir endlich los.

 

Nach der Operation unter Vollnarkose plante ich mir genügend Erholungszeit ein. Da ich mich inzwischen mit Heilkräutern und Tinkturen richtig gut auskannte, startete ich eine Entgiftungskur, um meinem Körper nach den Strapazen etwas Gutes zu tun und mich zu reinigen. Etwa einen Monat später geschah etwas Merkwürdiges. Es suchte mich ein sehr starker Husten heim, ohne, dass ich weitere Symptome hatte. Keine Erkältung, kein Fieber, einfach nur ein bellender Husten, der jede Menge Schleim aus meiner Lunge löste und ans Tageslicht beförderte. Dieser Spuk dauerte etwa einen Monat und war dann so schnell vorbei, wie er gekommen war. 

 

Plötzlich hatte ich wieder genug Luft zum Atmen. Ich brauchte meine Asthmamedikamente nicht mehr. Ich setzte sie nach Rücksprache mit meinem Lungenarzt ab, auch wenn er nur Bahnhof verstand. Er konnte nicht nachvollziehen, warum sich mein Zustand nun verbessert hatte. Ein Zusammenhang mit dem Silikonimplantat bestand aus seiner Sicht jedoch nicht.

 

Ich schreibe diesen Artikel im Januar 2024, also etwa 10 Monate, nachdem ich mir das Brustimplantat wieder entfernen lassen habe. Und es geht mir wirklich so viel besser. Ich habe Kraft für all die Dinge, die ich anpacke, bin nicht mehr so erschöpft, wie die letzten Jahre. Tagsüber musste ich stets viele Pausen machen und am Abend war ich oft so platt, dass ich nur noch liegen konnte. Das hat sich deutlich verändert. Ja, ich würde sagen, dass mein Energielevel jetzt wieder dasselbe ist, das es vor meiner Krebserkrankung war.

 

Das ist mehr, als ich mir von der OP erhofft habe.

Wie klären wir auf, vor einem Brustimplantat?

Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass es sich stets lohnt, meiner eigenen Intuition zu vertrauen. Niemand kennt meinen Körper so gut wie ich. Ich darf seine Signale deuten und ihnen folgen, wenn ich mich nicht wohl in meiner Haut fühle und spüre, dass Etwas nicht in Ordnung ist.

 

Dazu möchte ich auch dich mit diesem Artikel ermutigen.

 

Vielleicht hast du mit deinem Silikonimplantat auch überhaupt keine Probleme. Jeder Körper ist anders und es kann gut sein, dass du wunderbar damit zurechtkommst und es für dich eine gute Wahl war. Doch ich finde, jede Frau sollte so aufgeklärt werden, dass sie zumindest erfährt, dass Silikon im Körper diese Auswirkungen haben kann. Damit sie frei entscheiden kann, was sich für sie stimmig anfühlt. Nur weil es heute der medizinische Standard ist, Brüste mithilfe plastischer Chirurgie wieder herzustellen, muss es nicht für jede Frau der richtige Weg sein.

 

Eine Sache, die vor 7 Jahren üblich war und heute zum Glück nicht mehr so gemacht wird, ist, dass das Implantat unter einem Teil des Brustmuskels eingeklemmpt wurde, um es zu stabilisieren. Das erklärt die Schmerzen, die ich in der rechten Körperseite hatte. Sie strahlten in Schulter, Hals, Nacken und Kiefer aus und führten auch dazu, dass ich nicht mehr das volle Bewegungsausmass hatte. Es ist mir ein Rätsel, wie Ärzte glauben können, dass sie die natürlichen Bewegungsabläufe und anatomischen Begebenheiten einfach verändern können, ohne, dass das negative Folgen für den ganzen Menschen hat. Ich gehe heute noch zur Faszientherapie, um die Fehlstellung, die so innerhalb von 7 Jahren entstanden ist, wieder zu harmonisieren. 

 

Ich lebe mit einer Brust und habe ein glückliches Leben.

 

Wenn du die Diagnose Brustkrebs erhalten hast oder eine Frau kennst, die betroffen ist, wünsche ich von Herzen, dass meine Erfahrung ermutigt, auf den eigenen Körper zu hören und einen Weg im Umgang mit dem Brustaufbau zu finden, der sich stimmig anfühlt.

 

Alles Liebe,

Linda

Links zum Artikel:


Spirituelle und naturheilkundliche 1:1-Begleitung für Frauen

Du hast eine schwere Diagnose bekommen und die Welt steht Kopf? Das Alte trägt nicht mehr und du wünschst dir jemanden an deiner Seite, der mit dir geht? In meinen WendeZeit Coaching begleite ich Menschen in herausfordernden Lebenssituationen und unterstütze sie dabei, ihrer Seele wieder zuzuhören und diese schwierige Zeit zu meistern.

Alles Infos zu dieser Begleitung findest du wenn du auf den Button unten drückst:


Krank durch Brustimplantat – Der Verein

Der deutsche Verein Krank durch Brustimplantate e. V. begleitet Frauen, die durch Brustimplantate krank geworden sind vor, während und nach der Entfernung der Implantate bis zur Genesung – praktisch wie seelisch. Auf der Seite von Krank durch Brustimplantat e. V. findest du wissenswerte Informationen und persönliche Erfahrungsberichte.


Sendung 'Risiko Brustimplantate' im SRF

Was steckt hinter 'Breast Implantat Illness'?

Immer mehr Menschen berichten, dass sie nach einer Brustvergrösserung mit Implantaten krank wurden und unter der sogenannten 'Breast Implantat Illness' leiden würden.

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Kommentare: 4
  • #1

    Moni (Montag, 22 Januar 2024)

    Wow! So. Guet!
    Vielen herzlichen Dank für den ehrlichen, offenen Beitrag.
    Merci für die Aufklärung.
    Eigentlich alles logisch.
    Ich kann nicht nachvollziehen, warum Ärzte das nicht sehen??

  • #2

    Nadja (Montag, 22 Januar 2024 14:53)

    so ein wertvoller Blog! danke fürs Teilen, für die Ehrlichkeit und sicher auch den Mut für andere Frauen, die vor einer solchen Entscheidung stehen. Brava!

  • #3

    Fränzi (Montag, 22 Januar 2024 17:03)

    DANKE für‘s Teilen von diesem Blog. So ein wichtiges Thema. Merci.�

  • #4

    Kristina (Donnerstag, 15 Februar 2024 08:43)

    Danke Linda für Deine Offenheit und Deinen Mut, Deinen Weg zu gehen! Alles Gute weiterhin, ich freue mich, hast Du wieder mehr Energie gewinnen können.